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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783896672902
Sprache: Deutsch
Umfang: 544 S.
Format (T/L/B): 5 x 23.3 x 16.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Fesselnd wie Grisham, bildgewaltig wie Spielberg Als der Journalist Stewart Dubinski sich daran macht, den Schrank seines kürzlich gestorbenen Vaters David aufzuräumen, erwartet er nicht mehr als Erinnerungsbruchstücke. Doch dann fallen ihm 60 Jahre alte Briefe und Dokumente in die Hände, die die Familiengeschichte, wie er sie kannte, gänzlich umkrempeln. Seite für Seite entdeckt Stewart einen völlig neuen Menschen. Ein hochklassiger Thriller, ein leidenschaftlicher Appell wider den Irrsinn des Militarismus und die Geschichte einer einzigartigen Liebe. Viel weiß Stewart nicht über die Vergangenheit seiner Eltern. Umso größer der Schock, als er im Schrank seines Vaters Feldpostbriefe aus dem Jahr 44 findet ? Briefe, die belegen, dass David fünf Jahre in einem Militärgefängnis verbracht hat. Der ehemalige Reporter aus Illinois beschließt, die Story seines Lebens zu recherchieren. Auf seiner Suche stößt er auf einen für ihn unschätzbaren Bericht: ein Manuskript, von David selbst in Haft verfasst, das Stewart endlich Auskunft über die Erlebnisse seines Vaters gibt. In Diensten der Ermittlungsbehörde der US Navy landet der junge Soldat David im März 1944 in Frankreich. Er schreibt aufmunternde Briefe an seine Verlobte Grace, doch er sehnt sich nicht nur nach ihr, sondern auch nach dem großen Abenteuer an der Front. Dieser Wunsch geht in Erfüllung, als ihn eine Order aus den höchsten Rängen erreicht. David soll Major Robert Martin dingfest machen, dem Hochverrat vorgeworfen wird. Seinen Gefolgsleuten gilt Martin als unantastbarer Held. Davids Vorgesetzte jedoch sehen in dem Major einen anarchistischen, wenn nicht gar kommunistischen Scharlatan. Die monatelange Verfolgung Martins führt David bis in die Ardennen, wo er im Winter 44 die Grausamkeit des Krieges unmittelbar erfährt. Hier entfernt sich David mehr und mehr von seinen naiven Idealen und Illusionen. Und auch von Grace. Denn er verliebt sich in Gita, eine Widerstandskämpferin. Weit mehr als nur ihre Schönheit fesselt ihn Gitas Willenskraft und ihre Fähigkeit, auf ihr Herz zu hören. Doch welche Rolle hat sie im Katz-und-Maus-Spiel des Majors? Und ist David in diesem Spiel die Katze ? oder die Maus?

Leseprobe

Adresse und Absender vollständig und gut leserlich in Druckbuchstaben eintragen. Schreibmaschine, dunkle Tinte oder dunklen Bleistift benutzen. Zu schwache oder zu kleine Schrift kann nicht abfotografiert werden. -------------------------------------------------------------------------------- An: Miss Grace Morton 37, Wiberly Road Kindle County 16, Iv. USA Von: 1Lt. David Dubin, 0446192 Judge Advocate General?s Dept. Poststelle 403 c/o Postmaster N.Y. 19. März 1944 Im Atlantik 5. Tag an Bord SS King Henry -----(ZENSURSTEMPEL)----SIEHE ANWEISUNG NR. 2----(Vollständiger Absender)----- Liebste Grace, meine Seekrankheit ist vorbei, und ich liebe Dich und vermisse Dich jetzt noch mehr! Als ich gestern wach wurde, ging es mir gut, und ich bin förmlich zum Frühstück gerannt und seitdem in bester Verfassung. Allmählich gewöhne ich mich an die Abläufe hier auf diesem requirierten Kreuzfahrtschiff, wo noch immer ein Großteil der zivilen Besatzung Dienst tut. Indische Diener umsorgen uns Offiziere in den Luxuskabinen, und wir haben eine wunderbare Band hier, die drei- bis viermal am Tag im nach wie vor mit Kristalllüstern und bestickten Vorhängen herausgeputzten Speisesaal der ehemaligen ersten Klasse sentimentale und klassische Stücke spielt. Die Mannschaftsdienstgrade unten haben deutlich weniger Komfort, aber auch sie wissen, dass sie hier wesentlich besser untergebracht sind als auf den meisten alten Pötten der Navy. Wenn Tschaikowsky erklingt, vergesse ich manchmal, dass wir uns in einem Kriegsgebiet und in ziemlich gefährlichen Gewässern befinden. Doch da ich viel Zeit für mich habe, ist es wohl ganz normal, dass mich manchmal die bange Frage beschäftigt, was die Zukunft bringen mag. Während der vier Tage, die ich nach unserer Abfahrt von Boston krank war, blieb ich oft lange an Deck. Obwohl ich mir einbilde, am Easton College und während des Jurastudiums eine gewisse Kultiviertheit erlangt zu haben, bin und bleibe ich doch ein Provinzler aus dem Mittleren Westen. Bisher war ich noch nie auf einem größeren Gewässer als dem Kindle River, und es kommt immer mal wieder vor, dass ich die unermessliche Weite des Atlantiks beängstigend finde. Wenn ich den Blick schweifen lasse, wird mir klar, wie weit ich von zu Hause weg bin, wie allein ich bin und wie unwichtig mein Leben dem Meer und den meisten Menschen um mich herum doch ist. Durch meine Versetzung in das Judge Advocate General?s Department habe ich jetzt natürlich viel weniger zu befürchten als während meiner Ausbildung zum Infanterieoffizier. Wahrscheinlich komme ich überhaupt nur dann in die Nähe eines Deutschen, wenn ich über seine Behandlung als Kriegsgefangener befinden muss. Ich weiß, Du bist darüber genauso erleichtert wie meine Eltern, und ich bin es auch, aber zwischendurch frag ich mich, ob ich auf dem richtigen Dampfer bin. Haha. Ich weiß nicht, warum Gott Männer im Krieg gegeneinander kämpfen lässt ? eigentlich bin ich mir unsicherer denn je, ob ich überhaupt an Gott glaube. Aber ich weiß, dass ich meinen Beitrag leisten muss. Wir alle müssen unseren Beitrag leisten, Ihr zu Hause und wir hier. Alles, was unsere Eltern uns gelehrt haben ? meine genauso wie Deine, obwohl sie so unterschiedlich sind ?, steht auf dem Spiel. Ich weiß, dass dieser Krieg richtig ist. Und genau das tun Männer nun mal ? vor allem Amerikaner: Sie kämpfen für das in der Welt, was richtig ist, und setzen dafür sogar ihr Leben ein, wenn es sein muss. Ich habe noch immer, wie zu dem Zeitpunkt, als ich mich freiwillig gemeldet habe, das Gefühl, dass ich kein richtiger Mann wäre, wenn ich mich nicht an diesem Kampf beteiligen würde. Dass ich nicht der wäre, der ich sein muss. Manchmal bin ich richtig neidisch auf die Soldaten, mit denen ich unterwegs bin, selbst dann, wenn ich sehe, dass sie von einer geistigen Leere erfasst werden, von der ich weiß, dass es Angst ist. Dann stellen sie sich die Kugeln vor, die in den Schützengräben an ihnen vorbeizischen, die bebende Erde und die Blitze von Bomben und Artilleriefeuer. Aber ich beneide sie um das, was die Schlacht aus ihnen macht. Ich schwöre Dir, dass ein solcher Wahnsinn nur vorübergehend ist und dass ich mich frohen Herzens damit begnügen werde, Anwalt zu sein, kein Fußsoldat. Es ist schon spät, und sie sagen, dass wir bald in schwere See kommen. Ich sollte etwas schlafen, solange es noch geht. Gute Nacht, Darling. In meinen Träumen bist Du bei mir! In ewiger Liebe David